„Ethanol ist der Treibstoff der Zukunft“, sagte schon Henry Ford am Anfang der Autoära. Dann setzte sich erstmal Erdöl durch. Doch heute steht die nach Treibstoff dürstende Welt vor schwer wiegenden Fragen. Ölreserven werden knapp und die instabile geopolitische Lage lässt die Preise in die Höhe schnellen. Explodierende CO2-Emissionen und der fortschreitende Treibhauseffekt zwingen selbst Öko-Skeptiker zum Umdenken. Überall sucht die Wissenschaft nach Alternativen. Eine kommt aus Brasilien. Dort entwickeln Forscher seit Jahren Biokraftstoffe – mit Erfolg. Seit 30 Jahren fährt Brasilien bereits mit Sprit vom Acker – auch Ethanol genannt. Es ist nichts anderes als reiner Alkohol. Hier wird er aus Zuckerrohr hergestellt – genauso wie ein anderes Vorzeigeprodukt des Landes, der Cachaça, mit dem Caipirinha gemacht wird. Klima, landwirtschaftliche Forschung, Energiesicherheit, ökonomische Effizienz – Brasiliens Vorteile auf dem Markt der Biotreibstoffe liegen auf der Hand. Ist dieses Modell für Europa nachahmenswert?
Der Film erzählt vom Boom des grünen Treibstoffs und verfolgt seine Erforschung und Herstellung: Vom Anbau der Wunderpflanze auf den Plantagen um Sao Paolo, über ihre systematische Erforschung in Top-Labors, bis zur Entwicklung leistungsfähiger Automotoren. In Brasilien fahren heute 80% der neu zugelassenen PKWs mit einer „Flex-Fuel“ genannten Technik, die es ermöglicht, mit Benzin und Ethanol gleichzeitig zu fahren – in beliebiger Mischung. Ethanol ist an allen Tankstellen verfügbar, zudem weit billiger als normales Benzin und viel umweltfreundlicher. Die Produktion von Bioethanol wird in Brasilien generalstabsmäßig geplant. Die Dokumentation zeigt, wie modernste Satelliten-Technik im Kampf gegen Pflanzenkrankheiten eingesetzt wird. Landwirte in weißen Kitteln züchten auf Versuchsfeldern widerstandfähige Sorten, die auch auf ärmsten Böden und Brachen wachsen können. An der Universität von Sao Paulo arbeiten Biologen an genetisch modifizierten Pflanzen, um deren Zuckergehalt in die Höhe zu treiben. Die Zukunft der Biotreibstoffe liegt aber in der Möglichkeit, selbst die Blätter und den Pflanzeabfall zu Kraftstoff zu verarbeiten. Das würde die Ethanolproduktion um ein vielfaches steigern – ohne zusätzliche landwirtschaftliche Flächen zu beanspruchen. Diese Technologie würde gerade für erdölarme Länder in Nord und Süd Sinn machen, um vor Ort Treibstoff herzustellen. Die Dokumentation räumt auch mit einem Vorurteil auf: Biotreibstoffe haben in Brasilien dem Regenwald nicht geschadet – zumindest bis jetzt. Und wenn die Politiker weiterhin auf Nachhaltigkeit setzen, wird es auch nicht passieren. Ohne den Urwald auch nur anzutasten, könnte hier eine Fläche neunmal so groß wie Deutschland mit Zuckerrohr bestellt werden. Ein landwirtschaftliches El Dorado – das industriell erschlossen wird. Bereits heute wird ein Drittel der Ernte mechanisch abgewickelt. Doch was hat diese Revolution für soziale Konsequenzen – eine Frage, die sich für viele Ländern mit großer Landbevölkerung stellt? Wie kann man z.B. mit Biodiesel, einem anderen Biotreibstoff, der in Brasilien erprobt wird, eine neue sozialökonomische Strukturen schaffen, wo nicht nur Großgrundbesitzer bestehen und Monokulturen dominieren?
In Europa machen Biokraftstoffe heute weniger als 1% des Verbrauchs im Autoverkehr aus. Das ehrgeizige Ziel der EU ist, bis 2010 das Sechsfache zu erreichen. Kann Ethanol die Treibstoffnachfrage der Welt lindern? Sind Produktion und Verbrauch wirtschaftlich und ökologisch sinnvoll? Wie viel Biokraftstoffe kann die Welt vertragen, ihre Landwirtschaft, ihre Umwelt, ihr soziales Gefüge? „Sprit aus Zucker“ gibt visuell spannende und wissenschaftlich präzise Antworten auf diese Frage.