Tierisch Mensch! Viktor und der bulgarische Hund

31. Januar 2008, 17.30 Uhr, ARTE

Eine Dokumentation von Jean Boué

Viktor ist traurig, im Fernsehen muss er mit ansehen, wie seine Kumpel vom Verein der Bulgarischen Schäferhundzüchter feierlich verabschiedet werden, um in Deutschland erstmals an einer internationalen Hundeschau teilzunehmen. Er kann nicht mit, hat zu viel Arbeit, nur sein Hund Metscho ist dabei. Ein kleiner Trost. Viktor Budinov hat schon als kleiner Junge nichts anderes als Hunde im Kopf gehabt. Von klein auf war er auf der Suche nach dem perfekten Hund. Heute züchtet er erfolgreich den bulgarischen Schäferhund. Eine Rasse, die erst in diesem Jahr international anerkannt wurde. Schon sein Großvater hielt diese Hunde, verbotenerweise, denn sie waren im Kommunismus nicht erwünscht. Die „bulgariski ufcharki kutsche“, gewaltige Hütehunde, die am Tag mindestens 10 Kilometer laufen müssen, um nicht einzugehen. Der bulgarische Schäferhund ist groß, treu und äußerst gefährlich. Er liebt nur seinen Herrn und dessen Familie und verteidigt sie gegen alles andere. Er greift Wölfe an und Bären, bisweilen auch Traktoren, wenn sie sich in sein Revier verirren. Viktor verdient sein Geld mit Tieren, genau genommen dressiert er Tiere für Filmproduktionen, bzw. er lässt dressieren – es selbst zu tun, dazu fehlt im die Zeit. Ständig hängt er am Handy. Ein mittlerweile lukratives Geschäft in Bulgarien, mit dem er die ganze Sippe ernährt, in Zeiten, wo die Preise rasant steigen und das Leben nicht leicht ist. Er kennt sich aus mit den Vierbeinern, besonders aber mit Hunden, er berät und erklärt, er kennt jeden Straßenhund in seiner Umgebung. Ein paar von ihnen hat er zu Filmstars gemacht, nicht ohne Stolz zeigt er Ausschnitte aus dem Film. Jeder dieser Hunde stamme eigentlich vom Bulgarischen Schäferhund ab, er sei so etwas wie der Urhund des Landes. Seine Frau Emilia kann seine Liebe zu den Hunden verstehen, aber nicht immer teilen. Fast wäre ihre Ehe daran zerbrochen, doch seit Viktor den perfekten bulgarischen Schäferhund gefunden hat, hat sich die Lage beruhigt. Die ganze Familie ist auf den Hund gekommen. Der 11-jährige Sohn Venko hängt ständig an den Fersen des Vaters, der ihm alles über die Hunde erklärt, wie man sie anbindet, wie man sie füttert, wie man sie hält. Auch er ist schon angesteckt und hat bereits einige Preise mit Metscho eingeheimst. Hoch dekoriert kehren die Hundezüchter von der Rasseschau aus Limburg zurück. Der Vorsitzende des Vereins, Lubomir Stanev, präsentiert Viktor voller Stolz die Pokale und Urkunden, die der bulgarische Schäferhund bei seinem ersten Auslandsauftritt eingeheimst hat. Wenn es um diese Tiere geht, ist Lubo ein gnadenloser Nationalist. Die Hunde seien wie die Bulgaren, stolz und freiheitsliebend, schwer erziehbar und nur ihrer Familie treu. Das Land ist bereit für die Sonne Europas, sagt der Vorsitzende, das haben die Hunde in Deutschland auf der Schau eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der Hund ist für die Männer vom Balkan mehr als nur ein Haustier. Er ist ein Symbol, er verkörpert Unbestechlichkeit, Treue und Stärke, Urtugenden, die die Männer im armen, von Korruption gebeutelten, Bulgarien gern selbst mehr an den Tag legen würden...