Close Up: Gero von Boehm fragt Meinhard von Gerkan

interscience film im Auftrag von Servus TV
5. Februar 2015, 23.25 Uhr, Servus TV
8. Februar 2015, 12.00 Uhr, Servus TV

Wie kaum ein Zweiter verkörpert er die bundesdeutsche Wirtschaftsgeschichte – der Hamburger Stararchitekt Meinhard von Gerkan hat fast alles erreicht, was man in seinem Metier erreichen kann. Nur beim Berliner Flughafen, den Gerkan entwarf, hakt es – wie geht es hier weiter? Nun hat der Architekt mit Gero von Boehm für „Close up“ ein intensives Gespräch geführt und so manche Hintergründe geklärt.

Schwierig war von Gerkans Start ins Leben – doch als Kriegswaise aus dem Baltikum kam er in Hamburg in eine Pflegefamilie und konnte sich entfalten. Die Kirchen seiner Kindheit ließen das Interesse an Architektur in ihm keimen. Er studierte und gründete bald das Architekturbüro, das in diesem Jahr mit 300 Mitarbeitern seinen fünfzigsten Geburtstag feiert.

„Erstrebe vom Einfachsten das Beste“, so ein Kernsatz der Firma. Ein weiterer: „Organisiere die Funktionen zu klaren Bauformen.“ Mit diesen Motti hat es von Gerkan auch zum erfolgreichsten deutschen Architekten in China gebracht. Dort ist er auch deswegen so beliebt, weil er die richtigen Metaphern für das dortige Denken findet, er kann sich einfühlen. Er war es, der das chinesische Nationalmuseum am Platz des Himmlischen Friedens in Peking baute.

Seine Karriere ist das deutsche Wirtschaftswunder par excellence – nach einem schwierigen Start Erfolg über Erfolg, Wettbewerbsgewinne, Preise. Die Firma wuchs und wuchs, erhielt Dépendancen. Und Meinhard von Gerkan kann den Erfolg genießen, holte er doch das Nobelrestaurant „Le Canard“ in seinen Hamburger Firmensitz. Den Restaurant-Ableger „Vau“ richtete er in einem Altbau nahe dem Berliner Gendarmenmarkt ein.

Nie hat Meinhard von Gerkan seine unersättliche Neugier auf Neues verloren. Und Kühnheit zeichnet ihn auch aus – Helmut Mehdorn soll damals getobt haben, als von Gerkan die Deutsche Bahn verklagte, weil ihm die Änderungen an seinem Entwurf des Berliner Hauptbahnhofes zu weit gingen. In der Tat verklagt gemeinhin kein Architekt den Bauherrn… Geschadet hat es ihm und seinen Mitarbeitern nicht – das Wesentliche, Machbare und Bleibende wird ohnehin seine Gültigkeit bewahren.