Bitte Stören – Martin Walser und Thea Dorn über das Jenseits

interscience film in Koproduktion mit ARTE
3. Oktober 2011, 15.30 Uhr, ARTE

Regie: Gero von Boehm

Das Jenseits ist für die meisten Menschen offenbar mit dem Tod verbunden. Für den Schriftsteller Martin Walser ist das Jenseits jedoch ein Glaubenszustand, durch den das Diesseits erträglicher wird. Der Glaube mache die Welt schöner, als sie ist. Im Gespräch mit Thea Dorn erzählt Walser über seine Jenseitsvorstellung: „eine Frequenz, eine Vibration“, viel mehr als eine konkrete Welt aus Himmel, Hölle und Fegefeuer. Hier ist er ganz bei Friedrich Nietzsche, für den eine Religion, die durch und durch verstandesmäßig erklärt wird, keine mehr ist. Christliche und vorchristliche Vorstellungen sind für Martin Walser nicht dazu da, das Jenseits in einer rational fassbaren Form zu bringen, sondern Glaube und Empfindungen, Hoffnung und Zweifel zu begründen. Das Weihnachtsevangelium sei „der schönste Text, den Menschen sich bis heute haben einfallen lassen“. Es erzeugt Bilder, die ihrerseits das Glauben bestärken. Was Walser umtreibt ist das „glauben können“, eine Fähigkeit und eine Leistung zugleich. Eine Sekunde Glauben ist nicht zu teuer bezahlt mit tausend Sekunden der Verzweiflung und des Unglaubens, sagt er. Das ist die Glaubensleistung, die Glaubenskraft. So erscheint Walsers Jenseits sehr lebendig und im Diesseits tief verankert.