Audrey Hepburn – Ein Star auf der Suche nach sich selbst

3. September 2004, 22.15 Uhr, ARTE

Eine Dokumentation von Gero von Boehm

Mit ihrer elfenhaft-unschuldigen Erscheinung und dem gleichzeitigen Raffinement war sie die Erweckung eines Idealbildes, das dennoch nah genug an den Menschen und ihrer Wirklichkeit war: Audrey Hepburn, eine Ikone der fünfziger und sechziger Jahre – nicht zufällig in jener Zeit zum Star geworden. Die Sehnsucht des Publikums nach Orientierung in sich neu ordnenden gesellschaftlichen Verhältnissen bediente die Hepburn geradezu perfekt. Später sollte ihre eigene Sehnsucht, dem Leben einen Sinn zu geben, für sie bestimmend werden – sie zog sich als Schauspielerin zurück.

Ihre Kindheit verbrachte die 1929 als Tochter des schottisch-irischen Bankers Joseph Hepburn Ruston und der mit dem niederländischen Königshaus verwandten Baronin Ella van Heemstra geborene Edda Kathleen (so hieß sie eigentlich) auf Schloß Doorn, wo sie auch dem letzten deutschen Kaiser begegnete. Wilhelm II. starb 1941 in seinem dortigen Exil. In Arnheim erlebte Edda, die sich später Audrey nannte, die deutsche Besetzung – mehrere Familienmitglieder wurden erschossen. Diese Erlebnisse prägten sie und waren vermutlich auch die Wurzel ihrer Sehnsucht nach Menschlichkeit. Die wollte sie nicht nur in ihren Rollen verkörpern, sondern allen Widerständen zum Trotz auch im Leben. Vor allem in ihren letzten Jahren, nach dem Rückzug aus dem unerbittlichen Hollywood- widmete sie sich ausschließlich ihrer Tätigkeit als UNICEF-Sonderbotschafterin, besuchte die von Armut und Katastrophen gezeichneten Regionen der Welt und machte auf das Elend verhungernder Kinder aufmerksam – ausgerechnet sie, die vielleicht gepflegteste Erscheinung der Filmgeschichte. Die Kostüme all ihrer Erfolgsfilme hatte sie einst von dem Couturier Hubert de Givenchy schneidern lassen, der ihr auch ein Parfum widmete.

Begonnen hatte die Weltkarriere der Audrey Hepburn an einem Frühsommertag des Jahres 1951, als die Schriftstellerin Colette höchstselbst sie für die Hauptrolle in der dramatisierten Fassung ihres Romans „Gigi“ entdeckte. Damit feierte die Hepburn am Broadway Erfolge. Dann kamen Filme wie „Ein Herz und eine Krone“, „Sabrina“ , „Nimm’s leicht“, „Frühstück bei Tiffany“ und „Krieg und Frieden“ nach Tolstois epochalem Epos. Ein Triumph war auch die Verfilmung des Musicals „My Fair Lady“ mit Rex Harrison als Dr. Higgins.

Ein Comeback, das sie in den siebziger Jahren versuchte, gelang ihr nicht, aber 1989, vier Jahre vor ihrem Krebstod, drehte sie noch einen Film mit Steven Spielberg: „Always“. Ein Feuerwehrmann, gespielt von Richard Dreyfuss, kommt in den Flammen ums Leben und kehrt als Engel zu seiner Frau zurück.

In ihrem Privatleben war Audrey Hepburn nicht immer glücklich. Die Ehen mit Mel Ferrer und dem italienischen Psychiater Andrea Dotti scheiterten, später lebte sie in der Schweiz mit dem Holländer Robert Wolders zusammen und fühlte sich dennoch oft einsam. Im wirklichen Leben konnte die Sehnsucht nach Perfektion, die auf der Leinwand so deutlich zu spüren ist, nicht gestillt werden.

Nach ihrem Rückzug von der Leinwand fand sie – nach eigenen Aussagen – die eigentliche Erfüllung ihres Lebens in der Arbeit für UNICEF. Wie kaum ein anderer Star kümmerte sie sich aufopfernd um die Sache der Kinder in Afrika.

Bewegende Zeugnisse von Wegbegleitern wie Robert Wolders, ihrem Sohn Sean und Kollegen wie Robert J. Wagner geben Einblicke in Audrey Hepburns Leben und Laufbahn. Hubert der Givenchy erzählt, wie er als Couturier das Bild Audrey Hepburns prägte und sie als Freund beriet.

Filmausschnitte und die Orte, die in ihrem Leben wichtig waren, zeichnen ein eindringliches Bild der Audrey Hepburn und der Zeit , in der sie ein großer Star war.