Seit mehr als 200 Jahren ist das Weiße Haus in Washington das bekannteste Machtsymbol der westlichen Hemisphäre. Und für die Amerikaner, deren Patriotismus religiöse Züge trägt, ist es fast ein Heiligtum. An keinem anderen Ort lässt sich amerikanische und damit Welt – Geschichte so fest machen wie hier, nirgends ist der Mythos Amerika so lebendig.
Nicht sonderlich begeistert betrat fast auf den Tag genau vor 205 Jahren der US Präsident John Adams seine neue Residenz und begann die große Tradition. Alle Präsidenten, die ihm folgten, erlebten im Weißen Haus Glücksmomente und existenzielle Krisen der Macht. Nicht nur die Amerikaner nahmen zu allen Zeiten daran Anteil. Entscheidungen, die die gesamte Welt veränderten, wurden im Oval Office getroffen, Kriege begonnen und beendet. Aber im Weißen Haus wurden auch Komplotte geschmiedet, Abhörskandale angezettelt und Frauen betrogen.
Rechtzeitig vor den Wahlen am 2. November gelang es Gero von Boehm, Zutritt zu diesem Palast der Macht zu bekommen. Der Film zeigt das Funktionieren der Machtmaschine und erzählt ihre Geschichte. Er spiegelt aber auch die aktuelle Stimmung im Oval Office wider – mit Beobachtungen und Gesprächen. Nicht nur die Eltern des 43.Präsidenten George W. Bush kommen zu Wort, sondern auch sein ehemaliger Sicherheitsberater Richard Clarke, Protagonisten, die im Weißen Haus Geschichte schrieben: Henry Kissinger, Madeleine Albright, Arthur Schlesinger und Bushs Vorgänger Bill Clinton.
Gero von Boehm lässt aber auch viele große Momente der, im Weißen Haus konzentrierten Macht wieder aufleben: Etwa John F. und Jackie Kennedys für kurze Zeit wahr gewordenen Traum vom Märchenland „Camelot“. Und Momente der Ohnmacht und des Scheiterns werden noch einmal lebendig: Richard Nixons Verstrickung in die Watergate Affäre und die Situation am 11. September 2001, als zum ersten mal in seiner Geschichte das Weiße Haus evakuiert wurde – nur der Krisenstab saß im Atombunker unter dem Ostflügel.