Weder Ikone noch Vorbild wollte sie je sein. Und doch wird die amerikanische Musikerin, Poetin, Künstlerin Patti Smith seit Mitte der 1970er Jahre, der Zeit des Punk und New-Wave, verehrt und gefeiert. Mit ihrem ersten Album „Horses“ (1975), das den Punkrock mitbegründete, startete sie eine außergewöhnliche Musikkarriere. Selbst eine Pause von sechzehn Jahren, in der sie den Musiker Fred „Sonic“ Smith heiratete, eine Familie gründete und sich aufs Land zurückzog, hat ihre Popularität nicht geschmälert. Bob Dylan überredete sie nach dem Tod ihres Mannes 1994, auf die Bühne zurückzukommen. Seither spielt sie mit großem Erfolg ausgewählte Konzerte, gibt Lesungen, schreibt, zeichnet, fotografiert und hat Ausstellungen. 2007 wurde sie in die „RocknRoll Hall of Fame“ aufgenommen.
Patricia Lee „Patti“ Smith wurde am 30. Dezember 1946 als Älteste von vier Geschwistern in Chicago geboren. In kleinbürgerlichen Verhältnissen wuchs sie im Süden von New Jersey auf. Nach der Schule begann Patti eine Ausbildung zur Kunstlehrerin. Wegen einer Schwangerschaft musste sie das Lehrer-College verlassen, das Kind gab sie zur Adoption frei. Mit verschiedenen Jobs verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt bis sie die Provinz endgültig hinter sich ließ. 1967 begann sie in New York ein Kunststudium. In diesem Sommer lernte sie Robert Mapplethorpe kennen, der, wie sie sagt: „Den Lauf meines Lebens änderte“.
Im März 2010 ist die Autobiografie von Patti Smith „Just Kids – Die Geschichte einer Freundschaft“ in Deutschland erschienen. Smith erzählt von der intensiven und ganz besonderen Verbindung zu Robert Mapplethorpe und löste damit das Versprechen ein, das sie dem berühmten Fotografen 1989 auf dem Sterbebett gegeben hatte. Es ist die Geschichte zweier Seelenverwandter, die für und durch die Kunst leben.
Patti Smith beschreibt sich in ihrem Buch als verträumtes, oft krankes Kind, das danach hungerte, Künstlerin zu werden. Ein Spaziergang am See, ein Schwan, der sich in die Lüfte erhebt, ein Ausstellungsbesuch mit Werken von Modigliani, Dali und Picasso, Bücher, die sie schon lesen konnte, bevor sie in die Schule kam, all das weckte Sehnsüchte, beflügelte ihre Phantasie, wollte aus ihr heraus und beschrieben werden.
Gero von Boehm trifft sich mit der Ausnahmekünstlerin in Paris.