Er gehört zu den bekanntesten Menschen auf diesem Planeten. Man nennt ihn auch „Karl der Große“. Kein lebender Modeschöpfer, geschweige denn ein deutscher, wird weltweit so gefeiert wie Karl Lagerfeld. Für seine Mode genauso wie für seine Person. Nahezu jeder weiß, was er macht, doch man weiß nur wenig über den Menschen Karl Lagerfeld. Was ihn antreibt, wie er hinter der Fassade arbeitet und was er hinter der Maske aus Zopf und Brille denkt und fühlt, bleibt weitgehend verborgen.
Lagerfeld wahrt nicht nur auf sehr unterhaltsame Weise Distanz zu allem um ihn herum, sondern auch zu sich selbst. Seine bissigen Kommentare, die die Medien gerne aufgreifen, sind berüchtigt wie gefürchtet, und auch da spart Lagerfeld sich selbst keineswegs aus. Das Bild, das er von sich geschaffen hat, ist Teil einer Marketing-Strategie wie die Aussage „Ich heiße inzwischen nicht mehr Lagerfeld, sondern Logofeld“ selbstironisch zu erkennen gibt. Schon ernster, bestätigt er: „Zwischen mir und dem Rest der Welt steht eine Glaswand.“ Der Film durchbricht diese Glaswand und sucht den Menschen hinter der ikonischen Fassade, indem er einerseits Lagerfelds bekannte Show-Seite zeigt, um andererseits die unbekannten, intimen Momente zu entdecken.
Der Film führt durch das Turbo-Leben dieses vielseitig Kreativen. Lagerfeld tritt als Künstler vieler Medien, ob Bilder, Fotografien, Buchkunst oder Videos in Erscheinung. Seinem Werk werden Ausstellungen gewidmet. Man kann ihn im Film zur Vernissage seiner Kunstschau im Essener Museum Folkwang als gefeierten Popstar erleben, als Instanz bei den hektischen Vorbereitungen seiner Shows sowie bei Fotoshootings in Paris.
Lagerfeld ist auch mit über 80 Jahren noch ein Arbeitstier, er entwirft ständig, Pausen oder gar Auszeiten kennt er nicht. Meist vom Morgengrauen bis zum späten Vormittag entstehen Modeentwürfe für CHANEL, Fendi und seine eigene Marke KARL, aber auch Designs für Alltagsdinge. Als er als Jüngling 1950 in einem Hamburger Hotel eine Dior-Schau sah, stand sein Entschluss, nach Paris zu gehen, um Mode zu machen, fest. Davon erzählt Karl Lagerfeld ebenso wie über seine großbürgerliche Herkunft und Kindheit in Schleswig-Holstein, seinen Vater, der Hersteller von „Glücksklee“-Milch war. Prägender noch war der Einfluss der Mutter, die er in einer Filmsequenz als seine persönliche Stilikone zeichnet.
Er spricht über Menschen, die ihn in späteren Jahren geprägt haben und die er geliebt hat – wie seinen Freund Jacques de Bascher, den er bis zu dessen AIDS-Tod begleitete. Eine ehemalige Mitschülerin erinnert sich im Film an „Karl Otto“ als netten Jungen in Bad Bramstedt, der im Unterricht ständig zeichnete und Abendkleider für sie entwarf. Zu Wort kommen der Göttinger Verleger seiner Bücher, Gerhard Steidl, der über Lagerfelds eiserne Präzision spricht, die Chefredakteurin der Vogue Deutschland, Christiane Arp, sowie Lagerfelds Leibwächter Sébastien, ein ehemaliger Boxer aus der Pariser Vorstadt.