Reise um mein Zimmer

8. Oktober 2008, 16.25 Uhr, ARTE

Ein Dokumentarfilm von Olivier Smolders

Auf eine regungslose Reise in seinem Zimmer begibt sich der belgische Cineast Olivier Smolders. Stille Ozeane, majestätische Berge ziehen vorbei und bilden einen krassen Gegensatz zu den lauten Straßen New Yorks, arabischen Marktschreiern oder den wilden Tänzen der Ureinwohner Afrikas, die ebenfalls vor seinem inneren Auge aufleuchten. Ursprung und Ziel sind immer nur eines: das Zimmer …

Zurückgezogen in seinem Zimmer erzählt Regisseur Olivier Smolders über ferne Länder und geheimnisvolle Reisen. Ob real oder ausgedacht – der Blick aus dem verschneiten Zimmerfenster auf andere Erdteile hat den Cineasten zu dem Menschen gemacht, der er heute ist.
Während der Reise durch Amazonien, Europa, Afrika und Asien ist Smolders immer der Frage nach dem Ursprung und dem Ende des Lebens auf der Spur. War das alles Wirklichkeit, oder folgen wir Zuschauer nur den Gedankengängen und Träumen des Filmemachers? Mit dieser Frage schließt sich das filmische Zimmerfenster und hinterlässt tiefe Eindrücke eines intensiven Reisetagebuchs, voller Gegensätze und Widersprüche.

ZUSATZINFORMATION

„Wenn man sich wirklich bewegen, Neues erkunden muss, möchte ich nur mit geschlossenen Augen reisen und mich in Negativbildern verlieren, mich an Landschaften berauschen.“ Seltsam mutet der Ausgangspunkt des Cineasten Olivier Smolders auf den ersten Blick an, entwirft er doch mit seinem reglosen Reisetagebuch eine filmische Dokumentation, die gleich einem Bewusstseinsstrom dahin plätschert. Mittelpunkt der Reisen ist das heimische Zimmer, in dessen Regalen mysteriöse Mitbringsel aus aller Welt schlummern. Dabei ist das Zimmer eine Metapher für das Leben schlechthin – schließlich geht man nach der Geburt von Zimmer zu Zimmer, wandert von Bett zu Bett und gelangt am Ende nur in einen anderen Raum. Wie dieser aussieht, weiß niemand: Nirwana, der Ort von dem wir kamen, bevor unser Herz anfing zu schlagen.
Regisseur Olivier Smolders sammelt im Laufe seines Lebens Bilder all seiner Reisen und nutzt sie für „Reise um mein Zimmer“ als Collagevorlage. Der französische Titel des Films, „Voyage autour de ma chambre“, stammt aus einem Essay des 18. Jahrhunderts von Xavier de Maistre. Der Text ist eine Parodie auf Abenteuer- und Reiseromane der Epoche. Auf die Schippe genommen wird darin unter anderem Daniel Defoe, der behauptete, besser reisen zu können, wenn er in seinem Zimmer bliebe – während andere zu gleicher Zeit die Welt entdeckten. Olivier Smolders metaphorisches Kammerspiel ist also durchaus mit Ironie zu verstehen.
Der studierte Philologe und Regisseur wird 1956 in Léopoldville in Belgien geboren. Er gründet unter anderen drei Produktionsfirmen und realisiert als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur vor allem Kurzfilme. „Reise um mein Zimmer“ wird beim 36. internationalen Filmfestival von La Rochelle 2008 erstmals einem breiten Publikum vorgestellt und ist in der diesjährigen offiziellen Auswahl des „Festival Wallonie Bruxelles“ in Paris zu sehen.