Gero von Boehm begegnet… Prinz Karim Aga Khan IV

05.11.2007, 22.25, 3sat

Er ist ein direkter Nachfahre des Propheten Mohammed und gilt den weltweit 20 Millionen Ismaeliten nicht nur als ihr geistlicher und weltlicher Führer, sondern als eine Art Halbgott : Prinz Karim Aga Khan IV. ist der 49. Imam. Sein Großvater hatte ihm 1957 diese Aufgabe, unter Übergehung seiner beiden Söhne, in seinem Testament übertragen.1936 in der Schweiz geboren, verbrachte Karim Aga Khan seine Kindheit in Nairobi, Südfrankreich und London, besuchte das Internat Le Rosey am Genfer See und absolvierte ein Geschichtsstudium in Harvard. Macht, Reichtum und Glamour, die Regenbogenpresse stempelte den Prinzen schon früh zum Gesellschaftslöwen, zeigte ihn auf seiner Yacht, mit schönen Frauen, im Privatjet, bei Ereignissen auf der ganzen Welt und vor allem bei Pferderennen. Seit fünf Generationen widmet sich die Familie der Aga Khans der Vollblüter-Zucht. Prinz Karim erbte von seinem Vater mehrere Gestüte und ist heute Besitzer des größten Rennstalls der Welt. 500 Pferde nennt er sein eigen und sagt, die Pferdezucht sei für ihn wie eine Schachpartie mit der Natur.

In Gold lässt er sich nicht mehr aufwiegen, wie einst sein Großvater. Aber noch heute spenden die Ismaeliten dem Aga Khan zehn Prozent ihres Einkommens, das überwiegend in der Aga-Khan-Stiftung verwaltet wird. Als Geschäftsmann ist er reich geworden mit Bankhäusern, Zeitungsverlagen, Edelsteinminen, Fluglinien, Hotels. Als Wohltäter gründete er das Aga Khan Development Network (AKDN), das weltweit größte private Hilfswerk, das u.a. nach dem Krieg in Afghanistan über 80 Millionen Dollar in den Wiederaufbau des Landes investierte. Und er ist einer der wichtigsten Erneuerer der islamischen Welt. Eine „Brücke zwischen Glauben und Gesellschaft zu schlagen“ – das ist sein Credo. Interviews zur Person gibt der Aga Khan nicht. Für Gero von Boehm machte er eine Ausnahme. Die Begegnung fand im Pariser Stadtpalais des Prinzen statt.