Gero von Boehm begegnet… Jörg Immendorff

10.04.2006, 22.25, 3sat

Kokain- und Sexpartys machten den Maler und Bildhauer Jörg Immendorff vor einiger Zeit auch nicht kunstinteressierten Kreisen bekannt. Ein exzentrisches Image hatte er sich aber schon viel früher erworben: Als überzeugter Polit-Künstler sah er in den 60er Jahren für die Malerei keine Berechtigung mehr und forderte auf einem Ölbild: „Hört auf zu malen!“ Neodadaistische Aktionen brachten ihm sogar den Verweis von der Düsseldorfer Kunstakademie.

Dies alles konnte nicht verhindern, dass Immendorff  ein international anerkannter Künstler und zum wichtigsten politischen Maler seiner Generation wurde. Im Januar 2006 ging in der Neuen Nationalgalerie in Berlin eine fünfmonatige Werkschau unter dem Titel „Male Lago – ein unsichtbarer Beitrag“ zu Ende.

60 Jahre würde er nicht mehr werden, hatten ihm die Ärzte vor mehr als sieben Jahren prophezeit, als sie ihm mitteilten, dass er an ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) erkrankt sei, einer unheilbaren Nervenkrankheit. Doch am 14. Juni 2005 hat Immendorff seinen 60. Geburtstag gefeiert. Nach einem längeren Klinikaufenthalt Ende letzten Jahres geht es ihm wieder besser und die ihm noch verbleibende Zeit nutzt der Maler, der inzwischen im Rollstuhl sitzt und den Pinsel nicht mehr halten kann zusammen mit seinen Assistenten zu intensivem Arbeiten: „Ein Künstler hat zu malen, bis er stirbt.“