Gero von Boehm begegnet… Henry Hübchen

15.05.2006, 22.25, 3sat

Er wollte nie Schauspieler werden und ist einer der großen Stars des deutschsprachigen Theaters. Für Fernsehrollen erhielt er zweimal den Adolf-Grimme-Preis und für seine Rolle in „Alles auf Zucker!“ kürte man ihn beim Deutschen Filmpreis 2005 zum besten Hauptdarsteller. Keine Lebensstrategie zu haben und immer das zu machen, was sich für ihn ergibt und wozu er Lust hat, scheint bei Henry Hübchen ein Schlüssel zum Erfolg. Zwei Jahre war er, als sein Vater 1949 mit Frau und Kind von Berlin-Charlottenburg nach Köpenick ging, um einen Posten in einem von den Russen enteigneten Betrieb zu übernehmen. Sohn Henry wurde Kinderstar in der DDR. Nach der Schule studierte er ein Jahr lang Physik, bevor er an der Berliner Schauspielschule aufgenommen wurde. Er spielte Theater in Magdeburg und glänzte in „Jakob der Lügner“ (1974), dem einzigen Defa-Film, der jemals für einen Oscar nominiert wurde. Im selben Jahr holte Benno Besson ihn an die Ostberliner Volksbühne. Als es dort später für ihn keine akzeptablen Rollen gab, arbeitete er fürs Fernsehen und betrieb so intensiv das Surfen, das er zweimal DDR-Meister wurde. Für ein Album der Rockgruppe „City“, das damals in der DDR und im Westen für Aufsehen sorgte, komponierte er den Titelsong „Casablanca“. Nach der Wende begann für den „Mann mit vielen Talenten“ eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Frank Castorf an der Volksbühne, wo er bis heute festes Ensemblemitglied ist.

Obwohl Henry Hübchen darüber klagt, dass ihn das Fernsehen unterfordert und es zu wenig gute Drehbücher gibt, übernahm er nach dem erfolgreichen „Polizeiruf 110? erneut die Rolle eines Ermittlers. Nach den Bestsellern von Veit Heinichen ist er demnächst als Proteo Laurenti zu sehen, ein sehr eigenwilliger Commissario aus Triest.