Gero von Boehm begegnet… Hardy Krüger

03.11.2008, 22.25, 3sat

Abgeneigt wieder vor die Kamera zu treten ist er nicht. Aber die Erinnerung an die Zusammenarbeit mit den besten Regisseuren und Kollegen und an die besten Drehbücher will sich Hardy Krüger auch nicht zerstören lassen.
Als einer der ersten Deutschen machte er nach dem Krieg eine internationale Filmkarriere. 1952 holte ihn Otto Preminger für seinen Film „Die Jungfrau auf dem Dach“ nach Amerika und fünf Jahre später feierte er seinen Durchbruch mit der Rolle des Oberstleutnant von Werra in „Einer kam durch“. Bis in die 1980er Jahre wirkte er in zahlreichen Produktionen mit wie „Hatari“ oder „Die Wildgänse kommen“ und spielte neben Filmgrößen wie John Wayne, Richard Burton, James Stewart, Sean Connery und Lino Ventura. Mit 13 Jahren kam Krüger 1941 als überzeugter Hitler-Schüler auf die Ordensburg in Sonthofen und sollte für eine künftige Führungsposition im NS-Staat erzogen werden. 1943 wählte man ihn für eine Rolle im NS-Film „Junge Adler“ aus. Bei den Dreharbeiten in Babelsberg lernte er Albert Florath und Hans Söhnker kennen, die unter großen Gefahren Juden zur Flucht verhalfen und ihn über das Regime aufklärten. Dies sollte sein weiteres Leben bestimmen.
In der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs wurde er in die Waffen-SS-Division „Nibelungen“ eingezogen und geriet 1945 in Tirol in amerikanische Gefangenschaft.
Nach dem Krieg begann Hardy Krüger als Statist am Theater und verdiente sich seinen Unterhalt als Sprecher beim Rundfunk. Hamburg, Hannover, Berlin, München waren die Stationen seiner Theaterengagements und er stand insgesamt zwölf Jahre auf der Bühne, bis er sich endgültig für den Film entschied.
Oft wurde ihm die Rolle eines deutschen Weltkriegssoldaten angeboten. Aufgrund seiner eigener Erfahrungen, gelang ihm meist die Wahl positiver Charaktere, die das „gute Deutschland“ verkörpern sollten.
Der ewig jungenhafte Blonde mit der markanten Stimme machte sich schon 1965 mit seinen Reisegeschichten in „Hardys Bordbuch“, „Die Welt von oben“ und später mit der Fernsehreihe „Weltenbummler“ einen Namen als Autor und Regisseur.
Parallel dazu begann er 1970 eine weitere Karriere als Schriftsteller, vor allem durch das Land Tansania und seine Farm Momella Lodge, die er 1960 gekauft hatte.
„Eine Farm in Afrika“ war sein erstes Buch, ihm folgten Kinderbücher, Romane, eine „Weltenbummler“-Serie und Autobiografien. Sein letztes Buch „Die andere Seite der Sonne“, ein Erzählband, ist 2007 erschienen.
Heute lebt der gebürtige Berliner mit seiner dritten Frau Anita zeitweise in einem Blockhaus in den kalifornischen Bergen und in Hamburg. In der Hansestadt trifft sich Gero von Boehm mit dem Kosmopoliten, der in diesem Frühjahr seinen 80. Geburtstag feierte.