Gero von Boehm begegnet… Daniel Libeskind

03.2010, 22.25, 3sat

Der Architekt Daniel Libeskind wurde 1946 in Lodz in Polen geboren. Er war 11 Jahre alt als seine Eltern mit ihm zusammen nach Israel auswanderten. Schon früh fiel er als musikalisches Wunderkind auf und gab als kleiner Starpianist Konzerte. Ein Stipendium der America-Israel Cultural Foundation ermöglichte ihm einen Studienaufenthalt in New York, wohin die Familie 1960 übersiedelte. Dort studierte Libeskind zunächst Musik, später Malerei und Mathematik. Den Lebensunterhalt verdiente er sich als professioneller Musiker. Seine Mutter hielt nicht viel vom brotlosen Künstlerleben und überzeugte ihn als sie sagte: „Wenn du ein Architekt bist, dann bist du auch ein Künstler. Aber wenn du ein Künstler bist, kannst du nicht gleichzeitig Architekt sein.“ Sein Architekurstudium schloß Libeskind 1972 ab.
Weniger die Praxis als die Theorie bestimmten die ersten Jahrzehnte seines Berufs. Er erhielt zahlreiche Preise für Entwürfe, eröffnete Architekturbüros in Los Angeles und Berlin, gründete in Mailand ein Institut für Baukunst und hatte Gastprofessuren in Chicago, Neapel, London und an der Harvard- und Yale-Universität.
Seine eigene Planung setzte er zum ersten Mal mit dem Erweiterungsbau des Berliner Museums um, in dem ein Jüdisches Museum untergebracht werden sollte. Libeskind zog mit seiner Familie nach Berlin, nachdem er 1989 den Wettbewerb gewann. Er verstand diese Aufgabe als „Erweiterung einer Idee und eines Programms“. Zehn Jahre später wurde das Museum eröffnet, zunächst als Haus ohne Ausstellung. Es ist als Zick-Zack-Linie mit einer glänzenden Zinkfassade realisiert und stellt einen zerbrochenen Davidstern dar.
Für die nächste Aufgabe ging Libeskind wieder zurück nach New York. Er gewann 2003 die Ausschreibung für den Neubau des World Trade Centers, das beim Terror-Anschlag vom 11. September 2001 zerstört worden war.
Im März wird Daniel Libeskind mit der Buber-Rosenzweig-Medaille ausgezeichnet. In der Begründung heißt es: „Immer gelingt es ihm, durch die inspirierende Räumlichkeit seiner Arbeiten einen Dialog zwischen Architektur und Geschichte der Juden herzustellen, dem man sich nicht entziehen kann.“
Gero von Boehm trifft sich mit dem Baumeister in New York und erfährt viel über sein Elternhaus, seine intensive Zeit in Israel, das Ankommen und sein Leben in Amerika und Antisemitismus in Deutschland.