Gero von Boehm begegnet… Armin Mueller-Stahl

01.12.2008, 22.25, 3sat

„Das Schreiben, Malen, Musizieren und die Schauspielerei gehören für mich einfach zusammen“, sagt der vielfach hochbegabte Künstler Armin Mueller-Stahl.
Der ausgebildete Konzertgeiger wurde zwar nach einem Jahr Schauspielschule wegen „mangelnder Begabung“ entlassen, aber den Wunsch alle wichtigen Rollen zu spielen gab er nicht auf. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gehörte er fast 25 Jahre lang zum festen Ensemble der Volksbühne in Ostberlin und wurde zu einem der meistbeschäftigten Schauspieler der ehemaligen DDR, auf der Bühne, im Kino und Fernsehen. Mit Rollen wie in dem vielfach prämierten KZ-Film „Nackt unter Wölfen“ (1963) und in der Verfilmung des Jurek-Becker-Buchs „Jakob der Lügner“ (1974), die eine Oscar-Nominierung für den Besten fremdsprachigen Film erhielt, wurde Mueller-Stahl schon früh über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. Privat ging es ihm in der DDR immer gut, sagte er einmal, aber beruflich sei es für ihn immer unbefriedigender geworden. Die Filmstoffe wurden flacher, die Zensur immer stärker und die kulturpolitische Schraube immer mehr angezogen.
Er begann zu schreiben, Chansons und Lieder, aber auch hier setzte die Zensur ein. 1976 unterzeichnete er die Protestresolution gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns und fand sich beruflich recht bald auf dem Abstellgleis. So begann er wieder zu schreiben, sein erster Roman „Verordneter Sonntag“ ist autobiografisch und beschreibt Leben und Alltag in der DDR. 1979 erhielt Armin Mueller-Stahl die Erlaubnis zur Ausreise in die Bundesrepublik. Die Anfänge im Westen waren nicht einfach, doch der Erfolg stellte sich ein, als ihm für seine Rolle in „Lola“, die Rainer Werner Fassbinder ihm 1981 anbot, bei den Berliner Filmfestspielen das Filmband in Gold verliehen wurde. Er errang Aufsehen mit Rollen in „Bittere Ernte“ oder „Oberst Redl“ und erhielt 1986 eine Einladung nach Hollywood. Sechs Jahre später ließ sich Armin Mueller-Stahl mit seiner Familie in Los Angeles nieder.
Seither lebt er dort und in seinem Haus an der Ostsee. In den USA wie weiterhin auch in Deutschland brillierte er in seiner Arbeit, gelangte zu Weltruhm, erhielt Oscar-Nominierungen für Rollen in „Avalon“ und „Shine“, und feierte Erfolge als Thomas Mann in dem Fernseh-Dreiteiler „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“. 1997 gab er sein Debüt als Regisseur. Dass er sein Leben lang auch gemalt hat, erfuhr die Öffentlichkeit erst 2001, als er zu seinem 70. Geburtstag, zum ersten Mal eine Auswahl seiner Werke im Filmmuseum Babelsberg in Potsdam ausstellen ließ.
Im Dezember 2008 ist Armin Mueller-Stahl in 3sat in einem Film über das Leben von Dimitri Schostakowitsch zu sehen und im Kino-Film „Die Buddenbrooks“.
Gero von Boehm trifft den Künstler am Drehort der Buddenbrooks in Lübeck.