Georg Stefan Troller – Mein Leben

29. Februar 2005,14.00 Uhr, ARTE

Eine Dokumentation von Gero von Boehm

In seiner unverwechselbaren Art rückte er Prominenten von Edith Piaf über Somerset Maugham bis Muhammad Ali und Unbekannten wie dem Vietnamveteran Ron Kovic mit der Kamera und seinen schonungslosen Fragen auf den Leib. Nur indem er immer wieder in die Haut anderer schlüpfte, habe er sich vor seinen Neurosen, seiner eigenen Lebensangst retten können, bekennt er in diesem Porträt von Gero von Boehm.

Aber wie verlief sein Leben? Welche Höhen und Tiefen, Erfolge und Brüche gab es? Georg Stefan Troller wird als Sohn eines jüdischen Pelzhändlers 1921 in Wien geboren. Sehr früh spürt er den aufkeimenden Antisemitismus und zieht daraus seine Konsequenz: Er emigriert. Gero von Boehm führt er zu seinem Geburtshaus am Rudolfplatz, zur ehemaligen Familienvilla in Mödling und erzählt von den dramatischen Umständen seiner Flucht 1938 – quer durch Europa. In Frankreich wird er interniert. „Das Schlimmste am Lagerleben war für mich, dass es keine Bücher gab“, sagt Troller.

Danach schlägt er sich nach Paris durch. Wenig später verlässt er den alten Kontinent mit einem Schiff von Marseille aus und gelangt nach New York, wo er sich als Akkordarbeiter – und später Buchbinder – durchschlägt. Als GI nimmt er am Zweiten Weltkrieg teil, kehrt nach Deutschland zurück und gehört zu den Befreiern des Konzentrationslagers Dachau. Troller sieht die Leichenberge und ist schockiert, als die Dachauer ihm sagen, sie hätten von nichts gewusst. Seine Eltern sah er nie mehr wieder, auch sie kamen in einem der Konzentrationslager um. 1951 beginnt er ein Studium an der Pariser Sorbonne – seit dieser Zeit, also seit mehr als einem halben Jahrhundert, lebt er an der Seine. Wie kein anderer vor und niemand nach ihm prägte er als Dokumentarfilmer mit Reihen wie dem „Pariser Journal“ das Frankreich-Bild der Deutschen.

Eine Produktion der macroscope film.