Esskultur am Ende?

26.03.2009, 22.25, ARTE

Moderation: Thea Dorn
Leitung der Sendung: Christian Popp
Regie: Markus Hilß

Kochbücher gibt es mehr denn je. Koch-Shows, Erlebnisrestaurants und Gourmetreisen boomen wie noch nie. Doch gleichzeitig erleben wir den Niedergang der Esskultur: Kaum jemand kocht noch frisch, Fertiggerichte sind immer öfter die schnelle Lösung für unseren Kalorienhunger, der nur noch wenig mit Gaumenfreuden zu tun hat. Im Zuge von Industrialisierung und Globalisierung hat sich unsere Esskultur dramatisch verändert. Wo einst regionale Vielfalt herrschte, stehen heute standardisierte Lebensmittel auf dem Speiseplan.
Im Zeitalter von Mobilität und Single-Existenzen haben kontrollierte Nahrungsmittelproduktion und die sorgfältige Zubereitung individueller Speisen an Bedeutung verloren – ganz zu schweigen vom kulinarischen Genuss, einer ausgewogenen Ernährung und traditioneller Esskultur. Kartoffeln heißen heute Pommes, Kinder kennen Fisch nur in Stäbchenform und dass die rote Pampe, die aus der Plastikflasche kommt, aus Tomaten gemacht ist, lassen uns Geschmacksverstärker schnell vergessen.
Wie bestimmt noch das, was auf unseren Tellern kommt unsere Kultur? Welche Rolle spielt dabei die Nahrungsmittelindustrie? Wie haben sich die Produkte, die wir essen in den letzten Jahrzehnten verändert? Wie haben sie uns verändert? Wie ist es um unsere Esskultur in Zeiten von Fastfood – aber auch von Slowfood und Bioprodukten – bestellt? Welche soziale Rolle spielen noch Mahlzeiten, die immer weniger als familiäres Ereignis verstanden und gelebt werden? Darüber diskutieren Thea Dorn und ihre Gäste bei Paris-Berlin, die Debatte.

Gäste: Noëlle Châtelet – Schriftstellerin, Ursula Heinzelmann – Essenschreiberin, Jean Claude Bourgueil – Spitzenkoch und Udo Pollmer – Ernährungswissenschaftler.