Die Zukunft der Arbeit

interscience film im Auftrag des ZDF
19. Oktober 2014, 00.00 Uhr, ZDF


Richard David Precht im Gespräch mit Sascha Lobo.

Die digitale Revolution schafft nicht nur vielfältige neue Formen von Kommunikation und Lebenskomfort – sie verändert auch in großem Tempo unseren Arbeitsmarkt. Sehr viele traditionelle Dienstleistungsbereiche befinden sich auf dem Rückzug. Wo früher der Hausarzt als erste Anlaufstelle Krankheiten diagnostizierte, kontrollieren heute und in Zukunft digitale Sensoren am Handgelenk unsere Gesundheit. Früher beriet uns der kundige Fachverkäufer, heute lassen wir uns durch Posts in den sozialen Netzwerken „beraten“. Das Reisebüro hat ausgedient, Flüge und Hotels buchen wir zuhause und der Steuerberater wird durch ein Programm ersetzt. Wo aber bleiben die Arbeitsplätze? Macht das Netz arbeitslos – oder schafft es vielleicht ganz neue Formen der Arbeit? Apps müssen erfunden und gepflegt werden, digitale Dienstleister erobern sich in unendlichen Nischen neue Kundenschichten.

Richard David Precht spricht über dieses große gesellschaftliche Thema in seiner ZDF-Philosophiesendung mit dem Journalisten, Blogger und Buchautor Sascha Lobo, einem der wichtigsten Vordenker der digitalen Zukunft in Deutschland. Er prophezeit: Der gegenwärtige Weg des digitalen Fortschritts führt in die „Dumping-Hölle“. Der „Plattform-Kapitalismus“, so Sascha Lobo, vernichtet nicht nur Millionen von Arbeitsplätzen um deutlich weniger neue zu schaffen, er verändert auch die Arbeitswelt derjenigen, die noch Arbeit finden. Deren Arbeitsverhältnisse dürften in Zukunft äußerst prekär werden.

Doch was kann man dagegen tun? Der digitale Fortschritt ist unaufhaltsam und irreversibel. Müssen wir deshalb neu und anders über Arbeit nachdenken? Brauchen wir eine Grundversorgung oder ein garantiertes Mindesteinkommen? Ist das Prinzip Lohnarbeit noch zeitgemäß?
Amateure statt Profis, hire and fire statt Festanstellung, Schwarmintelligenz statt Fachkräften: Wird die Arbeit der Zukunft an den Günstigsten und Billigsten versteigert? Folgt der Ausbeutung durch Arbeitgeber die freiwillige Selbstausbeutung? Werden Gewerkschaften und soziale Sicherungssysteme ausgehöhlt oder gar hinfällig?

Die Zukunft der Arbeitswelt, so diagnostizieren Kritiker, wird aus einer Art digitalen Klassengesellschaft bestehen. Einige wenige beherrschen und bestücken die Computer, während die Mehrheit dem folgt, was die Rechner ihnen vorschreiben. Es scheint tatsächlich so, dass es für immer weniger Menschen Arbeit gibt – und erst recht keine lebenslange, hauptberufliche Arbeit mehr. Während der analoge Foto-Konzern Kodak zu seinen besten Zeiten 145.000 Mitarbeiter beschäftigte, kommt heute die beliebte Foto-App Instagram, die Milliarden von Schnappschüssen verwaltet, mit einer Handvoll Angestellter aus. Weder die Politik noch die Gesellschaft können ein Interesse an dieser Entwicklung haben. Auch die Wirtschaft kann sich nicht wünschen, dass Massenarbeitslosigkeit, ein zusammenbrechender Binnenmarkt und schwindende Kaufkraft unser Land aushöhlen. Oder fallen die Prognosen zur Zukunft unserer Arbeit, der Arbeit 2.0, zu düster aus?