Die Triptychen des Zao Wou-Ki

Koproduktion: interscience film, ZDF/ARTE
17. Mai 2009, 23.10 Uhr, ARTE

Eine Dokumentation von Gero von Boehm

Dieser Film ist eine Einladung in jenes Zwischenreich, das der große Maler Zao Wou-Ki mit seinen späten großformatigen Bildern für uns – und für sich – geschaffen hat.

Zao Wou-Ki wird 1921 in Peking geboren. Seine Liebe zur Malerei, seine Begabung äußern sich schon sehr früh in seinem Leben. Bereits im Alter von vierzehn Jahren studiert er an der Kunstakademie von Hangzhou. Seine ersten Ölbilder entstehen. In den 40er Jahren ist er bereits Professor und stellt seine Werke aus.

Der junge Künstler ist stark von Vertretern der europäischen Moderne beeinflusst, besonders von Picasso und Matisse. Es ist also ein nahe liegender Schritt, dass Zao Wou-Ki 1948, mit 27 Jahren, nach Frankreich emigriert.

In Frankreich ist er seit den sechziger Jahren ein Star, hat Ausstellungen in allen großen Museen gehabt. Aber inzwischen sind seine Bilder längst auf der ganzen Welt vertreten. Sein Galerist Pierre Matisse beispielsweise, Sohn von Henri , machte ihn in den USA bekannt.

Zao Wou-Ki ist der einzige Maler der Moderne, der in seiner Kunst auf derart konsequente Weise zwei völlig unterschiedliche Kulturen miteinander vereint und damit immer wieder Einzigartiges schafft. Seine Bilder spiegeln auf höchst emotionale Weise Freude und Traurigkeit, Melancholie und Sehnsucht. Seine Beziehung zu Pinsel, Leinwand und Farben wird zum Katalysator seiner inneren Welten.

Zao Wou-Ki ist ein Maler zwischen östlicher Tradition und westlicher Moderne, dessen höchstes Ziel die Schönheit ist. Er wählt die Ölmalerei, eine Technik, die der chinesischen Tradition fremd ist, ohne seine spirituellen wie künstlerischen Wurzeln zu verneinen.

Besonders stark vermittelt sich Zao Wou-Kis Universum in seinen „Triptiques“ (fast alle im Format 2×7 Meter, also riesig) , die fast alle Künstlerfreunden wie Henri Michaux oder Jean-Paul Riopelle gewidmet sind. Diese Bilder sind zwischen 1973 und 2003 entstanden. Er fügt darin mit Farben und Formen immer neue Räume zusammen, die eine erstaunliche Sogwirkung entfalten. Der Betrachter wird in die Bilder regelrecht hineingezogen – die Kamera, mit Kran und Spezialobjektiven, macht diesen geheimnisvollen Prozess auch für den Fernsehzuschauer spürbar.

„Der Raum ist für mich das Objekt einer unendlichen Suche wie das Leben selbst – und ich bin mir des Risikos bewusst, auch die Leere zu malen“, sag der Maler. Und sein Freund Henri Michaux meinte: „ Zao Wou-Kis Bilder sind ein Kontinuum, wie ein ständiges Murmeln, das nie zuende geht.

„Heute, am Ende seines eigenen Lebens, hat er sich in eine Zwischenwelt zurückgezogen, in der die Kommunikation mit anderen Menschen kaum mehr eine Rolle spielt. Oft meditiert er stundenlang vor den riesigen Bildern, von denen er viele in seinem Atelier außerhalb von Paris aufbewahrt. Die Kamera beobachtet ihn dabei und vollzieht seine noch immer suchenden Blicke nach.

Mit der Konzentration auf Zao Wou-Kis Tryptichen entsteht die Essenz der Geschichte eines Künstlers und seines Werks , das in zwei völlig unterschiedlichen Traditionen verwurzelt ist. Die Symbiose der abstrakten Kunst des Westens mit Einflüssen aus Zao Wou-Kis eigenem Kulturkreis wird die durch die intensive Kamera für den Zuschauer nachvollziehbar.